Jahresrückblick 2019

Beginnen wir mit einer abgedroschenen Phrase: „Ein besonderes Jahr ging zu Ende, wollen wir noch einmal zurückschauen…“. Nun, in unserem Fall handelt es sich mitnichten um Phrasendrescherei.

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Zum einen jährte sich jener magische Tag zum 20ten mal, an welchem „20 alternative Jugendliche“ den Roten Stern Leipzig im Conne Island aus den Untiefen der Taufe hoben (01.02.1999). Das galt es intensiv und vor allem konstant 12 Monate lang zu feiern. Was dies im Detail beinhaltet muss ich euch hier nicht schreiben, aber für alle die auf dem Schlauch stehen, es geht weitestgehend um „Vernichtung von Lebensinhalt“.

Zum anderen sollte es Fankultur geben, wie sie in Bezug auf Umfang, Häufigkeit und Qualität beim RSL so zuvor noch nicht da und möglich war. Geduld, Zeit und Kraft, welche insbesondere in den beiden Jahren 2017 und 2018 nötig waren, um den Motor erst einmal zum laufen zu bringen, haben sich offensichtlich ausgezahlt. Das Jahr fühlte sich ein bisschen an wie ein ganzjähriger „Erntevorgang“, vor allem für die „Älteren“. Vor drei Jahren wagten wir kaum davon zu träumen, jetzt wagen wir die Träume auszuleben…

Ein kurzer und nicht repräsentativer Blick übers Jahr:
Wir starten mit einem Wochenendausflug im Februar zum FC St. Pauli. „Großartige Atmosphäre einatmen, inspirieren lassen und ein Buch voller Ideen mitnehmen„. Gerade für die vielen jüngeren ein prägendes Erlebnis.

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Nachdem im Herbst 2018 zu beobachten war, dass der Fanbus zu den Gamez aufs Land zunehmend schlechter frequentiert wird, musste entgegen gewirkt werden. Poster, in den wildesten Größen und in klarer Farbgebung. Und siehe da, der Bus wurde umgehend mehr genutzt. Unsere Freund*innen aus Roßwein kamen im März als erstes in den Genuss, mehr Gäste zu begrüßen.

Das erste Heimspiel im April bot im nunmehr vierten Jahr in Folge einen Transpitag und damit allerhand Leckerlies: Vormittagskonzi mit der TeBe Haus und Hof Band Biberstand Boys, die Lila Weißen rückten mit 100 Loitz aus West-Berlin an, Fanmarsch, Surprise Abstecher zu den RSLadies an den Goethesteig, partielle (und temporäre?) Wiedergeburt der legendären Marktfrisch Bande, Fette Turtles Choreo bei der Ersten Herren im Sportpark Dölitz, welcher nicht nur durch Transpis großartig daher kam, auch die 800 Zuschauer*innen wirkten mehr als imposant und viel wichtiger: sie waren gigantisch laut. Das macht Vorfreude auf Transpitag V (05.04.2020).

Zum Mai lotsten uns die Friedrichstädter*innen zum Dresdner Pokalfinale, welches der DSC in einem stimmungvollem Spiel gewann.Verfaschoschutz in Dölitz, Dynamo Dresden vs. RSL oder FCSP (?) an der Elbe, RSLadies auf der Teich und Wurzen in Wurzen mit allerhand Repressalien. Um wirklich nur die absoluten Highlights zu benennen. Besonders in Erinnerung verbleibt die RSLadies Partie auf der Teich: Wir bauten kurzerhand eine Tribüne aus Europaletten für das Game…was Mensch nicht alles tut.

Zum Connewitzderby gegen die Kontrolleure fuhr im Juni erstmals eine Straba in den Sportpark ein, welche natürlich umgehend gebombt wurde. (Am 03. April könnt ihr das noch einmal über große Leinwand im UT bewundern) Bad Lausick lockte und die erste Zugfahrt seit 6 Jahren (!) folgte. Viel Melancholie zum Saisonabschluss und den verbundenen Spieler* Verabschiedungen, inklusive lyrischer Meisterleistungen…

Mit Platz 9 in der Abschlusstabelle der Saison 2018/19 steht die höchste Platzierung seitdem Aufstieg in die Landesklasse Nord vor vier Jahren zu buche. Das täuscht ein wenig darüber hinweg, dass uns das Abstiegsgespenst über die gesamte Spielzeit in Atem hielt. Lange sah es nach einer Entscheidung an den letzten beiden Spieltagen aus und damit nach einem Herzschlagfinale mit Bad Lausick (und/oder Naunhof). So konnten viele das Antira nicht einplanen. Dafür wurde sich um so mehr in die Orga des zweiten Teichstraßencups eingebracht.

Die neue Saison startete Anfang August mit einem eigenwilligen Doppelpack. Im Rahmen der 20jahr Feierlichkeiten flogen die Freund*innen vom Clapton CFC aus East-London ein. So weit so cool und konsequent. Im Rahmen deutscher Bürokratie ließ sich aber die Sachsenpokal Partie gegen Taucha, nicht wirklich verlegen (Verband, Gegner). So weit so uncool und irgendwie auch konsequent. Kompromiss? Mensch lege das Cupspiel auf Freitag vor, quasi gefühlt 18 Stunden vor das „Europacup Hinspiel“ gegen die Engländer. Man gönnt sich ja sonst nichts, wir haben ZWANZIGJÄHRIGES und überhaupt so geht sächsisch! Wir machten das Beste daraus: -Freitag Nachmittag öffentliches Training mit Clapton und direkt im Anschluss Erste Herren gegen die Vorstädter (Taucha guckte nicht schlecht, als sie die überaus kräftig gebauten Tons beim (Aufwärm-) Training sahen und offensichtlich dachten dies wäre der RSL, der Schock hielt immerhin eine Halbzeit) -Samstag Vereinsfest u.a. mit einem Seniorengame zwischen FCSP und RSL und natürlich der beiden „Ersten Herren“ von Clapton und RSL. Lange vor Spielbeginn sangen sich die Rot-weißen ein, ach wäre das schön, sowas öfters zu erleben. Am Vorabend hatten beide Seiten, das gemeinsame Zusammenstehen und Singen gegen Taucha schon eifrig auf der Westtribüne geübt, fürs große Spiel gings nun auf die Ost, welche selten so voll, laut und optisch äußerst ansehnlich daher kam. Mit Clapton wurde so eifrig gefeiert, dass einige Spieler ihren Rückflug am „Morgen danach“ verpassten… Das Spiel ging wohl 3:3 aus, falls diesen Sommer das Rückspiel in London steigt, muss wohl ein Sieg her um die näxte Runde im Europapokal erreichen zu können… 😉

Die positiven Vibes aus diesen Gamez wanderten direkt in die neue Saison und über Aufstiegskandidat Oitritzsch hinweg. 3:1 für die Sterne, Bäm! Im Connewitzderby bei LVB ein Punkt erzeckt! Tabellenplatz 4! Momentaufnahme oder logische Konsequenz? Abwarten. Zwischendurch mit TeBe bei Tasmania „TeBe zurückerobern“ und mit St. Pauli nach Dresden, Seele baumeln lassen, genießen und viele Freund*innen treffen.

Ein sonniger Septembertag, die RSL Jugend zockt und wird natürlich auch sehr gerne lautstark unterstützt. Ein großartiger Spieltag am Goethesteig, neue Bekanntschaften und viele begeisterte Eltern. Eine Reise mit vielen positiven Eindrücken führt zu den Roter Stern Kickers nach Ahrensburg, den St. Pauli Ladies und der Sechsten Herren der braun-weißen.

Der Oktober steht im Schatten von Tapfer und ihrem Spieler Ronny Taube, welcher 2016 beim Überfall auf Connewitz dabei war und sich vor Ort verhaften bzw. sicher aus dem Kiez „chauffieren“ ließ. Zur Halbzeit zeigte er wieder ähnlichen Mut und verduftete, nach beispiellosen 45 Minuten Pfeifkonzert und „Unmutsäußerungen“ aller Art, gleich ganz aus dem Sportpark. Ein lokales Printmedium wird einen Tapfer Spieler Tagsdrauf zitieren: „Ich hab mich noch nie so unwohl auf einem Platz gefühlt“. Tja, wer mit Nazis Fußball spielt… . Mitte des Monats starten zwei Autoladungen Sterne gen Warschau und erleben einen faszinierenden Verein. AKS ZŁY, erst seit viereinhalb Jahren aktiv, aber schon extrem gut aufgestellt. Zwei Wochen nach Tapfer siegen die Sterne mit großem Mob auf den Rängen spektakulär 4:3 bei Rotze Fuffzig. Eins der schönsten Auswärtsspiele des Jahres. Sowohl auf dem Rasen als auch auf dem Rängen ist grandiose Stimmung und alle ziehn mit. Wiederum eine Woche später wird zum zehnten Jahrestag des Nazi Überfalls auf den RSL (24.10.2009 Brandis) mittels einer aufwändigen Choreo gedacht. Bei Hundswetter mit Dauerregen zeigen ganze 199 Zuschauer*innen ihr Geschichtsbewusstsein in Dölitz. Puuuh…das war eher beschämend.

Nach einer Negativserie von 3 Pleiten in Folge, inklusive einer abenteuerlichen 3:7 Heimpleite, mutmaßten die Geier schon „Siehste, da ist der RSL wieder auf dem harten Boden der Realität angekommen…“. Nix Da! Mitte November kam das Spiel in Wurzen. Zuganreise mit Fanmarsch und viel Support von außerhalb. Rund 300 Menschen auf RSL Seite! Für andere vielleicht nix besonderes, für uns massiv! Die viele Zeit und Kraft, welche in die Orga gesteckt wurde, hatte sich ausgezahlt. Die Reise war rundum gelungen und die Erste Herren fegte Wurzen mit 6:2 vom Platz. Die Euphorie wurde mitgenommen und Wolkwitz und der bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter SSV Markranstädt sahen beide keinen Stich in Dölitz. Besonders letzteres Spiel hatte es in sich. Selten hab ich es erlebt, dass das Team im Sportpark von derart vielen Menschen lautstark unterstützt, nein zum Sieg gepushed wurde. Sie hätten es wahrhaft öfter verdient. Siege gegen die Top 3 der Liga und Platz 5 nach der Hinrunde sprechen für sich, nein für sie!

Nachdem sich die Erste Herren in den wohlverdienten Winterschlaf verabschiedet hatte, folgten im Dezember noch drei extra Support Bonbons. RSL D-Junior*innen, Zwote RSLadies und als abrundender Abschluss, endet das Jahr wie es begann: mit einem weiteren Wochenendtrip zum FC St. Pauli. Welch traumhafter Jahresausklang.

PS: Checkt die Supporters Kalender

PPS: Rückrundenauftakt ist am 15.02.20 beim ESV Delitzsch, Anreise per Fanbus, Tickets gibts ab 15.01. bei No Borders. Aktuelle Infos zu den näxten Auswärtsgames findet ihr auch immer hier: https://rotersternleipzig.de/fans/.

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