Sich im Kreuzer um Kopf und Kragen labern – Eine Reaktionsverkettung. Teil II.

Oder:
Der klägliche Versuch mit dem Holzhammer zu philosophieren, im toten Salon

Von den Überschriften abzusehen, sind wir heut mal wieder hier zusammengekommen, nach intellektuell am Boden Liegenden zu treten. Denn Gewalt macht Spaß. Probieren Sie es doch mal zuhause aus. Übrigens ist Ironie mitunter so ein literarisches Mittel. Im Ernst, schlagt auf Menschen ein, Tausende an Gewaltmonopolist*innen können nicht irren. Oder eben doch. Wir schweifen ins gefährlich extremistische Vokabular ab und möchten uns dafür entschuldigen. Bei… ach Sch… drauf, wem machen wir was vor? Schließlich ist doch die Gewalt das einzige was uns definiert, nicht wahr? Nicht wahr!

Streetballplatz am Connewitzer Kreuz (2017)

Der Beginn ist von Sinnen wie die Titelsubsumption, der wir uns im letzten Teil widmeten. Trotz des behaupteten Einstiegs, fragte die interviewende Person im Kreuzer-Interview „Gegen wen lehnt man sich eigentlich noch auf?“, nicht warum der Rote Salon in seiner Broschüre „the great connewitz swindle[1] bemüht ist, den behaupteten Mythos Connewitz (und dessen behaupteten Umfang) „auseinander zu nehmen“. Es wird nicht klar, „was das soll“ – vielmehr wird Anekdotisches als Ursprung, nicht aber Grund, genannt. Stattdessen ist von dem Auseinandernehmen und dem Mythos Connewitz zu lesen, als handle es sich um definierte und gemein akzeptierte Begriffe. Tatsächlich versucht der Rote Salon in einer Broschüre, nicht etwa in einem Fachbuch, einer Anthologie, oder ähnlichem, etwas auseinanderzunehmen, dass er selbst zuvor zusammensetzt, und davon zumindest implizit behauptet wird, es sei Gegenstand, irgendwie tatsächlich, in der linken Szene, also der EINEN…, in LE. Statt dass hieraus im Vorwort die notwendige Vorsicht waltet, wird die bloße Ansammlung von Behauptetem, Meinung und Thesis durch das Autoritätsargument gestützt, das als selbiges nicht gültig ist, dass die ungenannten Autor*innen sich seit Jahrzehnten mit Connewitz auseinandersetzten. Wie auch Bullen, Nazis und Lokalpolitiker*innen dies tun…, was Erweis ist für…, exakt: Nix.

Linke Zentren: Nö. Aber Ja. Wenn… und überhaupt cool, Aber… nö.

  Die erste Frage wird gestellt, um zu erfahren, wie die Antwort auf die Frage aussehe, ob es linke Zentren noch bräuchte. Eine Frage, die der Rote Salon 2015 im Conne Island gestellt hat.

  Die Antwort ist verschwurbelt und völlig argumentfrei, full speed in den Whataboutism wird ihr einfach aus dem Weg gegangen. Es wird behauptet, die linken Zentren seien nicht mehr so nötig wie in den 90ern. Das war aber nicht die Frage. Und im ersten Satz wird unbemerkt die eigne Behauptung vom Absoluten ins Relative überführt. Nicht sooo nötig wie…, wen interessierts? Mal angenommen es wäre wahr, was es nicht ist. Nicht sooo nötig wie…, ist womöglich immer noch nötig genug. Einer Not zu genügen? Sprache ist etwas Wunderbares. Doch sie Verhäßlichende sind Legion. Etwas das nötig ist, ist nötig, vielleicht weniger oder mehr als anderes, aber eben doch nötig, also notwendig, die Not abwendend. Damit ist tatsächlich die Frage ob es noch das brauche beantwortet: Ja, braucht es noch! Next please.

Dies Benötigte wird folgend, entgegen der eignen These, noch großväter-/mütterlich unterstützt, denn man sei selber ja mal jung gewesen… „Nichts Schöneres […] als sich als Jugendliche*r einen Freiraum zu erobern, nicht gegängelt zu werden und sich gemeinsam mit anderen für die eignen Interessen einzusetzen“.

  Der Behauptung die Zeit habe das Conne Island überholt (was so viel heißt wie…?), wird durch die Bekundung eigner Skepsis unterstützt, ob es denn linke Zentren sein müssten. Will sagen, nicht die Zentren seien das Problem, sondern deren Linkssein. Skepsis also soll der Beleg sein…, definiert als: Zweifel, Bedenken, Misstrauen. Gegen das Linkssein. Gegen das eigne? Das der Anderen? Von Institutionen? Ist das Schizophrenie? Die Krähe, welche der andern das Auge aushackt, oder schlicht der Überdruss an dem farblichen Zusatz des eignen „roten Salons“. Dem ist abzuhelfen, der „rote Salon“ möge sich auflösen und seine neu-bürgerlichen Ansichten in eben solchen Medien diskutieren. Jene, die kein Problem mit dem Linkssein haben, in Ruhe und Frieden lassend. Doch wir greifen vor.

Conne Island (2013)

Die Dummheit dessen ergibt sich aus dem zuvor Gesagten: Man setze sich in Jugendzentren also für Interessen ein. Was wenn das in überwiegender Mehrheit als links labelbare Interessen sind? Ist dann der Ort der Zusammenkunft daraus folgend nicht auch irgendwie links? Würden sich die Linken sonst dort treffen? Würde sich die Gestaltung des Ortes, nicht an den linken Interessen orientieren? Muss also ein Ort an dem sich Linke treffen irgendwie links sein? Vielleicht MUSS er es nicht sein, wird es aber werden, sich sukzessive dahin entwickeln.

Weiter geht’s, und immer dümmer. Das CI musste also Kämpfe führen, obwohl es städtisches Wohlwollen gegeben habe, die es heute nicht mehr führen müsse. Interessant, ein legalisiertes und kulturell etabliertes Jugendzentrum muss nicht selbe Kämpfe führen, wie ein besetztes, ständig von Naziangriffen bedrohtes kaum als Jugendzentrum bezeichenbares Industriegebäude-Besetzter*innen-Kollektiv. Das ist eine ausgesprochen innovative Erkenntnis! Die nichts aussagt, als dass damals nicht heute ist. Sensationell! Nicht etwa wegen dieser fundamentalen Differenzialität müsse man Kämpfe nicht mehr führen, schließlich sei doch die Stadt „linker denn je, pluraler denn je“.

  Es ließe sich auch sagen, die Stadt ist etwas weniger reaktionär als… ja wann eigentlich, ach natürlich, die 90er, offenbar die einzige Referenz, die der „rote Salon“ fähig ist zu ziehen. Doch ist sie´s? Wer ist die Stadt? In diesem Bild? Die Verwaltung, scheint´s. Deren „uneingeschränktes Wohlwollen [(echt jetzt?)]“ „man [(???)]“ doch genieße. Aha. Ja. Was für Kräuter wurden vor diesem Interview geraucht und wo kriegt Mensch sie her?

Rosarote Wolken umnebeln das Gemüt da mensch auf den CI-Hof kommt und sämtliche Stadtverwaltungsangestellte mit den im CI-Plenierenden konsensual heiße Zungenküsse tauschen, erfüllt von uneingeschränktem Wohlwollen in Kofferfülle vielen Geldes aus Polizeihelikoptern abwirft und zu den Open-Air-Klängen tanzt, die Beschwerden der gentrifizierenden Neu-Connewitzer*innen über das Jugendzentrum, daneben sie bewusst zogen, ignorierend, voll Liebe für den musikalischen Lärm. Nichtwahr? Ach nicht. Tja. Lügen und so. Mmmhhh… .

Alles ist ja irgendwie auch Eins und hängt mit Allem zusammen – Oder so?

Worüber rege mensch sich, in linker Gesellschaftskritik, überhaupt auf? Die offenbar ja einzig zum Thema hat, wie die städtische Verwaltung eine linke Institution behandelt. Und da das Verhältnis ja, lucy in the sky with diamonds, Bombe sei… was will mmensch da eigentlich NOCH! Diese Anspruchshaltung… dieser „Lifestylelinken“ schreit aus dem Off irgendein Wagen-Knecht, so scheint´s. Wes Geistes Kind sind diese… spinnert, aber echt ey…, sich in der Gesellschaftskritik für „skurrile Minderheiten“ und deren Savespaces einzusetzen, auch im Island, DIESE DEKADENZ!!!, die finden doch alle nur „ihre Identität in einer Marotte“[2]. Jede politisch emanzipatorische Initiative wird hier en bloc mit abgewatscht. Frauen*, POCs, LGBTIQ, … die Stadt hat das Island doch gern, was wollt ihr noch?

skurrile Minderheiten

  Das Näxte ist nun endgültig herrlich enttarnend. Behauptet wird, das CI habe an Bedeutung verloren, politisch, da es weniger politisch sei, man nennt das auch eine Tautologie, aber hey, 1=1 mag manch Mensch neu sein.

Ja, es habe „praktisch keine Politik mehr gemacht“, was ja originär die Aufgabe von Jugendzentren ist. Wo doch alle, die sich für Politik interessieren, immer zuerst den örtlichen Jugendclub nach dem werten, politischen Befinden befragen. Linke Gruppen seien abgewandert wird, wie immer, nur behauptet, denn – und es kann nur zwei Gründe geben (!), der andre sei die „Pluralisierung der Stadt“, weil „andere Stadtteile sind viel interessanter“. Ähm, ja. Das ist dann also eine Schlussfolgerung, oder so. Monokausal.

Weil das freie jung linke Individuum dem Interessanten nachfolgt, nicht etwa dem, was der Geldbeutel diktiert. Läden und Kneipen entstehen, weil es da total cool und hip ist, wo sie sich einfinden, nicht etwa weil hier gerade noch bezahlbare Mieten für freie Flächen zu finden sind. So für 1-2 Jahre. Bis die Welle der Gentrifizierung die nächsten, jüngeren ins nächste Viertel (ver-!)treibt. Und dass es von Volkmarsdorf ein Stück bis fast nach Markkleeberg ist… spielt alles keine Rolle. Weil niemand Connewitz interessant findet. Darum es ja auch keinerlei Kämpfe gegen diese Entwicklung, nennen wir sie ruhig noch einmal Gentrifizierung, gibt. Kein soziales Auflehnen gegen die politische Untätigkeit gegenüber der Immobilien-Wildweststimmung. Alles ruhig in Connewitz. Kein Ton. Alle Linken sind verzogen. Weil… is so. Wa?

Zurück zur Enttarnung. Politisch verliert eine Institution also an Bedeutung, durch die nicht vorhandenen politisch Aktiven. Nicht etwa durch die vorhandenen. Vulgo: Nicht der Rote Salon hat mit diesem politischen Bedeutungsverlust zu tun, sondern irgendwelche andern, irgendwo anders? Ja? Nein? Vielleicht. Die berechtigte Angst vor der eigenen Überflüssigkeit. Köstlich.

  Die erste Frage, die erste Spalte, 2,5 A-4 Seiten. Alles Gesagte war bis dahin bloße Behauptung, lächerlich Verkürztes und schlicht lachhaft falsch. Doch wir machen weiter. Denn wie (ironisch…, lieber Verfassungsschutz) gesagt: Gewalt macht Spaß. Nachtreten ist soso schön. Nicht? Spaß für Groß und Klein, nimm den Moli mal in die Hand, klein Timmy. Kommt, hängen wir zusammen ein paar Nazis an Laternenpfähle und weiden sie aus. Uns in dem vortretenden Springschlangen-Gewürmel aus Därmen und Anhang zu duschen und ihr arisches Blut zu saufen. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass der Rote Salon zerstört werden muss.   


[1]  https://roter-salon.conne-island.de/the-great-connewitz-swindle/  

[2] https://taz.de/Neues-Buch-von-Sahra-Wagenknecht/!5771163/

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