Im Tarngrün gefangen – Polemik

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Von jagenden Falken und vergifteten Tauben

Es schlackern als Sinus-Amplitude die Ohren, wenn „Friedenspartei“-Insass*innen quasseln. Eine Außenministerin erklärt dem Russen den Krieg, und wuchtet das WIR! mit, bei der Verschiffung von Panzern. Ein ganzes Volk mit im Boot. Leoparden-Emojis in die Welt schickend, anbei der Kriegspropaganda. Unverantwortlich-verantwortliche Stimmen legten nach, nun sollten doch bitte noch Kampfjets folgen. So wünschen auch Offiziöse aus der Ukraine, und U-Boote sollen es bitte auch sein. Mehr, mehr und immer noch mehr.

Ein Hofreiter will von selbem mit 3200 Panzern reiten (200 mehr als Hitler gen Moskau schickte), über den Umweg Ukraine, endlich als Deutscher mal nen Krieg gewinnen. Freilich, selbst zu marschieren ist gerade noch nicht so ganz vorgesehen, vorerst, doch jeder Schuss ein Russ, mit dt. Munition gibt doch-irgendwie das warme Gefühl, entfließenden Blutes etwa, mittendrin statt nur dabei zu sein. Und auf der richtigen Seite der Geschichtsbücher, endlich. Die Wiedergutwerdung des Deutschen vor leuchtenden Augen.

Noch im Wahlkampf hieß die grüne Parole, es sollten keine schweren Waffen geliefert werden, selbige nicht in Kriesen-Regionen zu senden, war mal der SPD von besonderer Wichtigkeit. Doch wenn Freiheit und Demokratie gegen Autokratien verteidigt werden müssen, dann zählt freilich nicht das Geschwätz von gestern, um dessen diese Parteien vermutl., mind. z.T., demokratisch gewählt wurden. Und dies muss nun also verteidigt werden, dass nicht etwa der Krieg gewählt wurde, aber er nun doch erklärt wird, von einer Erwählten. Den Modus dessen vor dem, vor der Tür stehenden, Russen zu erretten. Inkl. der eignen Erwähltheit.

Die Dynamik ist sogar angeblich innerhalb der Regierung inzwischen als bedenklich erkannt. Gar ein von Hamburger Polizeigewalt sich begeistern lassender Bundeskanzler soll über den Bellizismus in der eigenen Regierung ungehalten sein. Freilich wäre Scholz kein Sozialdemokrat wenn es ihm dabei ums Prinzip ginge, er lässt sich vermutlich einfach nur nicht gern vor den Grünen und FDPler, mit Unterstützung gehöriger Medienteile, hertreiben. Die allesamt das Zögern vorwerfen. Nicht schnell genug Tötungsinstrumente zum Menschenschlachten zu entsenden. So viele Menschen hätten von selbem schon vernichtet sein können, wenn sie nur etwas eher versandt worden wären. Tragisch!

Die rechte CSU bittet in Sachen Kriegserklärungen die Grüne Ministerin um Mäßigung. Die Zeit ist Karikatur ihres politischen Scheins, den die Ampel auf die Dinge wirft. Ist es möglich für-möglich-zu-halten? Etwa ein Ende das nicht in der absoluten (mind. militärischen) Niederlage einer Seite zu finden ist? Ist nicht der Patt, das Nichtvorankommen idealer Ausgang, das selbst an den russischen Zielen, welche auch immer das sein mögen, sinnlos Gewordene zu beenden? Durch Verhandlungen? Als irr gilt, wer so überlegt, inmitten der forcierten Polarisierung. In Phasen der Identifikation, bis zur Identität.

Von der Unzuständigkeit

Es sollte stutzen lassen, wenn das innere ungute Gefühl sich regt, angesichts von flatternden Nationalflaggen, denen Herzen ein-gemalt werden. Liebe für die Ukrainische Nation. Vaterlandsverräter wer das nicht empfindet? Wer möchte, findet allerlei Artikel davon, wie schrecklich doch die Bilanz sich selbst für links verstehender Menschen in diesem Identifikations-Wettbewerb ist. Sollte nicht die Hand ans Herz, wenn die Fahne weht? Nein? Putinversteher! Denn entweder<->oder, ist verblieben, zu entscheiden. Statt die Frage nach der Haltung zurückzuweisen. Was gehen uns die aufeinander einschlagen kapitalistischen Staatengebilde an? Als Anarchisten, als Kommunisten, als Freunde der unterdrückten Massen die im Aufeinandertreffen von den sie zu Volk formenden Rackets an auf nichts als Einbildung basierenden Staaten- und Kultur-Grenzen zermahlen werden?

Die zu Soldaten erniedrigten Menschen aller Seiten, selbst wenn sie ihre Erniedrigung mit Begeisterung auf sich nehmen, Mörder und Entmenscher, könnten von Nationalismen freie Individuen sein, die um nichts sich zu Kanonenfutter degradieren ließen. Stattdessen greift ein Staat die Integrität des andern an. Und mit seinen Mythen und Bildern treibt er die Massen, jedenfalls gute Teile dieser, ins Glauben, ins Gelöbnis, ins Mörderische. Da werden Bilder und Texte zu Heldengeschichten, Opfer sind Heroisch, das Töten ist edel und gerecht. Ekel daran für manche, andere mit leuchtenden Augen, Identifikation, eine einfach scheinende Wahl. Die Angegriffenen müssen die Guten sein, unbedingt, allesamt, die ganze Nation. Ja das Konstrukt der Nation als solches. Denn, sind wir nicht alle ein bisschen Nation?

Dieses soll Gleichgültigkeit gegen das System, das Konstrukt propagieren, nicht gegen die am Verteilungskampf von Märkten und der imperialistischen Erheischung von militärischer Einflusszonen verbrannten Leben. Wie oben bemerkt. Ausgebombte, von Fronten bedrohte, Flüchtenwollende sind aufzunehmen und ihr Menschsein achtend zu behandeln. Wie auch Deserteure, Kriegsgegner, Arme und durch Krieg noch mehr Verarmte, oder eben einfach Menschen zu retten und zu schützen sind, indem sie, aus der Gefahr entronnen, nicht genötigt sind in jene zurückzukehren. Denen die bleiben ist gleichsam zu dienen, mit Mitteln ihr Leib und Leben zu erhalten, nicht mit solchen, Leben zu nehmen und zu entleiben. Doch mache Mensch sich gleichsam nichts vor, die menschliche Tragödie, voyeuristisch ausgekostet und als Mittel der Suggestion verwandt, ist nicht Zwang weitere Tragödien, auch indirekt, (mit-)zu schaffen.

Von dem was zählt, also für jene die da den Krieg treiben und jene die ihn weiterzutreiben wünschen, hinter dem Geschrei der Propaganda weniger Schrilles zu hören, doch zu hören ist. Wie sich beispielsweise die Exportwege von russischem Öl und Gas verändern, welches Gas und Öl dafür (freilich moralisch) erworben wird. Mensch kann sehen, wie die wirtschaftl. ins Hintertreffen geratende letzte verbliebene Weltmacht China und seine Verbündeten zu schädigen sucht, gleichsam über das Verlangen nach Boykottunterstützung und Beihilfe zur Isolierung Russlands Drittstaaten zur Entscheidung über eine Blockzugehörigkeit erzwingt. Was mal mehr, mal weniger funktioniert. Somit Wirtschaftsräume sich verschieben und Einflusszonen der, sich herausbildenden Imperien gefährliche Abgrenzung schaffen. Zukunftskonfliktpotential.

Trivia Fantastica

Noch unter dem Eindruck des kalten Krieges aber evtl. auch unter den neuen Eindrücken des „Endes der Geschichte“, entwickelten 1997 Gamedesigner bei Interplay das erste Fallout-Spiel. So berühmt die Serie sein mag soll hier v.a. der zugrunde liegende Plot interessieren. 2077 endete die Welt hier in nuklearem Feuer, nachdem ein Krieg zwischen den, in einer alternativen Realität vorhandenen, USA und China um schwindende Rohstoffe (Öl in Alaska) eine Niederlage Chinas absehbar werden ließ. Durch technische Überlegenheit, gelang es (im Plot) den USA nicht nur die Chinesen aus Alaska zu vertreiben, sondern auch in deren Staatsgebiet zu landen und dort militärisch bedeutende Siege zu erzielen. In diesem Moment starteten die Raketen und flogen hin und her (welche zuerst flogen ist nicht überliefert und, wie den Protagonisten sehr bewusst ist, auch völlig gleichgültig). Ließen eine zerstörte Welt zurück, vernichteten Zivilisationen und nur sehr wenige Überlebende fortexistieren. Frage: Ob wir das als Menschheit noch bis 2077 durchhalten?

Es ist natürlich nur eine Geschichte, eine mit Lücken und Jahre lang antiquiert wirkend, hatte doch der Kalte Krieg geendet. Doch das Prophetische darin mag die Vorstellungskraft womöglich insoweit zu kitzeln, dass der Schauer des Möglichen durchs Rückenknöcherne ein wenig gruselig zittert. Denn gerade das aufsteigende China und die absteigenden USA scheinen unvermeidlich auf die Verschärfung der Konfrontation zuzulaufen. Auch hier, wie im Spiel, ist für die Menschen eigentlich egal, wer hier mehr und wer weniger Aggressor ist, das Ergebnis hat es sich schlimmen Falles gleich. Nicht nur besagte Staaten bewegen sich auf diesen Konflikt zu, auch die ihnen Koalierenden. Diese Koalitionen zu halten, zu erweitern, zu erzwingen sind längst Mittel und Wege recht, die vermeintliche rote Linien überschreiten. Unabhängig davon, ob jene je wirklich als solche existiert haben.

Zurück in die Realität  

Das kann an Kleinem bemerkt werden, wie der Sprengung von der Nordstream-Ölpipeline durch… nun ja… Unbekannte. Tatsachen schaffend. Wie auch im Großen, im Zuge der Erweiterung des Militärbündnisses NATO. Dessen Attraktivität sich an der Türkei erzeigt. Oder am Jugoslawienkrieg. Denn innerhalb der NATO sind illegale, das Völkerrecht brechende Angriffskriege auf, im ersteren Falle, syrische und irakische (u.a. Kurden-) Gebiete überhaupt kein Problem. Und plötzlich sind die der modernen westlichen Demokratie zugetanen Kurden nicht vor der türkischen Auto- oder gern auch Theokratie zu retten. Ihre Freiheit ist nicht UNSERE Freiheit. In Jugoslawien haben schon mal die SPD und die Grünen zusammen Krieg gespielt. Ein neues Auschwitz, das es nicht gab, wollten sie verhindern. Dafür durften dt. Soldaten erstmals wieder mitmorden. Der Afghanistankrieg folgte. Der Irak-Krieg folgte (ausnahmsweise ohne dt. Beteiligung). Dieselbe Leier. 

Staaten, die nicht in der NATO sind, laufen so Gefahr von selbiger angegriffen zu werden. Indem etwa ein Verteidigungsfall konstruiert wird (wie etwa beim Koreakrieg). Staaten die nicht, im ehemaligen sowjetischen Einflussgebiet, sich Russland gegenüber, für die russische Führung hinreichend, wirtschaftl. kooperativ und der NATO abhold genug erscheinen, können wiederum ein Problem mit Russland bekommen. Weil beide, die USA und Russland, ihrem Wesen nach zum Imperialismus strebende kapitalistische Staaten sind. Und hier ist der Kern dieses Konflikts. Und vieler die noch kommen werden. Die Konkurrenz von Volkswirtschaften findet in einem, im Wesentlichen, rechtsfreien Raum statt. Sicher es gibt irgendwelche Regelungen, zwischenstaatlich, doch kein mächtiges Drittes, dass um der Regel willen die Konkurrenten befrieden könnte, wie es zumindest der Theorie nach (nicht in der Realität) bei Firmen-Konkurrenzen innerhalb von Staaten oder Staatenkonglomeraten. Die Macht welche hier entscheidet ist das zwischenstaatl. Verhältnis der Machtmittel, aka Militär- oder Wirtschaftsmacht, beziehungsweise die zur Nutzung nötige Bereitschaft. Gerade jener der Eskalation an Mitteleinsatz. Also etwa, welche Waffen eingesetzt werden. In der Theorie auch die Bereitschaft dazu Markteingriffe vorzunehmen, Wirtschaftsblockaden einzusetzen etc.pp., allerdings zeigt die Forschung dass dieses nix bringt. Ein in der Globalisierung agierender Kapitalismus, mag hier gebremst werden, es kommt evtl. zu Markbereinigungen und die Wege des Geldes mögen sich ändern, doch im Großen-Ganzen lassen sich leidlich gut verwobene Wirtschaften, relativ reicher Staaten, nicht zerstören. Es ist nicht die Nachfrage, welche die Produktion bedingt, sondern Letztere, welche Kunden findet, nur im Zweifel halt andere zu einem im Zweifel anderen Preis.

Essenz?

Was bleibt übrig? Krieg ist schlecht. Wer hätte das gedacht?! Doch endet er, durch Empörung, durch das Malen ukrainiersch Flaggen die dann auf Demos getragen werden? Endet er indem man einen Internationalen Haftbefehl gegen Putin auslöst, den neuen z.T. eigentlich ja viel schlimmeren Hitler, ihn vor ein Gericht zu zerren, was nicht passieren wird, das nie us-amerikanische Kriegsverbrecher aburteilen wird? Es ist Theater. Und das Theatralische ist da, wo es wirklich um Leben und Tod geht, einfach nicht am Platz. Medien, welche die Kriegstrommel rühren, sollten boykottiert werden, Politiker die Eskalation von und Involvierung in Kriege forcieren sollten vom politischen Hof gejagt werden, die Heroisierung sollte als das Verbrechen genannt werden, was es ist. Vieles sollte, doch auch das ist nur Theater. Am Ende wird das Kapital seine gesellschaftl. Träger, die Staaten, solange aufeinanderwerfen bis der Akkumulation, wenigstens für den Augenblick, neue Wege eröffnet sind die Kriesendynamik kurz zu bremsen, dem spätesten aller Kapitalismen noch ein bisschen mehr Später zu erkaufen. Den Kollaps aufzuschieben.  

Mensch mache sich nichts vor! Alle Identifizierung, genau wie ihr Ausbleiben, ändert nichts an der Dynamik des Inganggesetzten. Was etwas daran ändern kann? Wer weiß. Es bleibt die Hoffnung, dass dieser Krieg lieber heute als morgen enden möge. Doch ist diese Hoffnung nicht groß. Und selbst wenn es geschähe. Ehemalige Superstrukturen, werden weiter Rückzugsgefechte führen und Mehrung von Macht und Einfluss in Ausbrüchen versuchen. Es ist ein Automatismus an dem im Übrigen nichts neu ist. Manch irre behaupten, der kalte Krieg sei die friedlichste Zeit von allen gewesen, da sich die Supermächte säbelrasselnd auf die Zehenspitzen traten, und für egozentrische Deutsche mag das bis zu einem gewissen Grad stimmen, aber mensch erzähle dieses mal einem Vietnamesen, einem Afghanen, einem Chilenen, und so vielen mehr. Krieg ist immer irgendwo. Nur ist plötzlich Aufmerksamkeit auf einen ganz bestimmten, vielleicht nur weil es an der Zeit war, Deutsche wieder für Krieg zu begeistern, dem gegen die russische Aggression.

Wie es in einem Anti-Kriegs-Graffiti in Russland so treffend hieß: Friede den Hütten, Spezialoperationen den Palästen.

Also kann mensch nix machen? Wer will und kann möge an humanitäre Organisationen spenden, die die Zivilbevölkerung unterstützen.

Achtung: Zu diesem Beitrag gibt es keine Fotos, da der Heroisierung, der Kriegsbegeisterung oder der Propaganda hier nicht gedient werden soll. Auch sollen keine Kriegsopfer hier abgebildet werden.