Volxez Stimme [ist] Gottes Stimme
Bildquelle: https://www.standard.co.uk/escapist/main-character-syndrome-what-is-it-b941324.html
So meinten die Lateiner. Doppelsinnig schon dazumal. Was nun aber ist das Mitzunehmende, daraus? Öffentliche Meinung, sei, theoretisch in der dēmokratía (griechisch) (wie auch anderen Regierungsformen), in Hinsicht auf die Gestaltungsmacht herrschender Klassen maßgeblich. Nicht das Blatt zu überreizen. Wie öfters hat die Theorie mit der Praxis wenig gemein. Die öffentliche Meinung ist kein Monolith, mithin ist die Macht zur Gestaltung geeignet eben diese Meinung zu gestalten. Dadurch sich die Schlange selbst in den Schwanz beißt, die (selbst schon verkürzte) Dichotomie eine Monotomie wird und die (mehrheitliche) Meinung immer schon sagt, was zu sagen die Macht von ihr erwartet. Jedenfalls zu guten Teilen, und das reicht in der Pöbelherrschaft (frei nach Aristoteles/Polybios).
So?! We are fucked, who cares?! Eben.
Niemand interessiert sich. Warum auch? Wofür? Wogegen? Mit wem? Gegen wen? Welche Macht könnte, ja müsste, werden, jene zu zügeln, auszubalancieren? Und wie sollte sie sich sammeln? Wodurch? Welche Parole? Was soll ich öffentlich meinen?
Das Popt! 1.0
Nicht ist die Stimme gegeben, zu führen. Noch anzuleiten die Schäflein auf der Weide. Doch sie zu erheben zum Gehör? Welch Unkultur und pöbelhaftes Brimborium um dies bisschen zu Sagendes. Andrerseits.
Wer liest denn das hier? Recht eigentlich niemand.
Die Stimme müsste, populär werden, Pop werden. Es braucht, etwas das zieht:
Das Produkt des Wortes muss sexy werden, seine Himmelsstürmerei zu erden, der Mitte schmackhaft zu verehren und Radikalität in Melodie zu verbergen.
Denn so prägt im Flow die Essenz sich ein, rauschend wie süßer Wein, erschließt das Offene als wie geheim, der Kopf nickt das Wir und affirmiert so gemein.
Oder so.
Doch im Ernst. Differenzierung von Meinungen und Meinungsfreiheit sorgen für den Ozean des Volxez, indem sie die vereinzelt individuellen Moleküle in diese Suppe stürzen. Ein Gebräu das nicht, seiner Zusammensetzung nach schmeckt, oder vielmehr nicht schmeckt. Da bräuchte es keine Medienmenschen und Volxvertreter diese trübe Brühe zu besprechen und ihre Untiefen auszudeuten. Hierzu reichten Mathematiker und, im Bild, Chemiker. Gruß geht an die BSG. Die Anteile und ihre Implikationen zu ermitteln, der Zahl nach.
Zahlenwerksverfehlung
Die Demoskopie vermag hier Aufschluss zu geben. Während noch 2022 die Zustimmung in der BRD, zu der Verfassung (82%) und zur Demokratie als Idee (94%) sehr hoch war, wird das in der Verfassung (Grundgesetz) enthaltene Asylrecht inzw. mehrheitlich, wie es im Mediensprech heißt, kritisch gesehen. 52% wollen weniger Flüchtlinge aufnehmen. Wiederum sind 60% aber für Seenotrettung. Obwohl nun also 52 % weniger Flüchtlinge wollen, sollen diese gerettet werden, woanders. Nämlich an den EU-Außengrenzen, so emfänden 79 % es als Schritt in die richtige Richtung. Ungeachtet dessen sind 84% für die Aufnahme (in der BRD) von Flüchtlingen, die vor Krieg fliehen, 70% sind für die Aufnahme von Flüchtlingen die vor Hunger- und Naturkatastrophen fliehen. Politisch und religiös Verfolgte würden noch 68% aufnehmen, sogenannte Wirtschafts- oder auch Armutsflüchtlinge wollen aber nur 30 % aufnehmen (60% fänden das falsch). Armut mag nun eine naheliegende Ursache für Hungerkatastrophen sein, aber naja.
Dies kleine Beispiel zeigt (un-)schön: Menschen behaupten von sich Haltungen, von denen sie erwarten, dass sie von ihnen erwartet werden. In konkret erwartetem, politischem Handeln, der sie Vertretenden, haben diese Haltungen in all ihren Ausdifferenzierungen mitunter widersprüchlichen Charakter. Weil konsistentes Denken hier eben nicht gut entwickelt ist. Wie auch?! Die Idee an den EU-Außengrenzen Asylverfahren durch zu führen kommt nicht von Max Mustermann (oder vielleicht auch, aber wer interessiert sich schon für Max M.), es ist die Innenministerin die sich dafür stark machen möchte. Die also suggeriert, dass jener Vorschlag, mit dem Grundgesetz vereinbar sei und „weiterhin“ ermögliche, die von der Bevölkerung bevorzugten Flüchtlinge aufzunehmen aber gleichsam die nicht bevorzugten sauber und ordentlich, wo Wasser auf Land trifft, auszusortieren, wobei Griechen und Italiener selektierend sollen.
Frei mit Schiller zu sprechen: Die Mehrheit ist der Unsinn, Vernunft ist stets nur bei Wenigen zu finden. So ist hier für die Differenzierung maßgeblich, dass die Deutungshoheit der Bewertung von Fluchtursachen und -Gründen bei denen liege, die sich überlegen diese oder jene aufzunehmen oder eben nicht, statt jenen zugestanden wird, die aufgrund Ihrer Gründe Ihre Flucht starteten.
Das Popt! 2.0
Ungeachtet der Inkonsistenz, populär ist die Unlogik, sie ist Völxzergut allüberall, sie ist das Gefühl das Politik macht, für die Marktwirtschaft, natürlich eine Freie. Deren Partizip Medienunternehmen sicherstellen, dass besagte 80 %, aufgerundet, vorn im Artikel stehen und eine entsprechende Grafik bekommen. Jene Zahlen zur Seenotrettung eben nicht.
Wieso popt nun jene, diese aber nicht?
Die kritische Betrachtung der Biographie mag hier Aufschluss geben. Mit der vermeintlichen Selbstaufklärung, an der Idee von Subjekt und Objekt orientiert, verschob sich in den letzten Jahrzehnten die Vorstellung von einer objektiven Geschichte, hin zu einer subjektiven Rezeption und Rekombination historischer Daten. Polemisch gesagt, das Narrativ hat Konjunktur. Die Erkenntnis, dass eine Biographie im Rahmen der größeren Zusammenhänge, stet autobiographisch und also subjektiv sei, erhält hier die Tendenz, die Idee/das Ideal, im großen Ganzen wie in seinen Teilen Wahrheit zu finden (indem mensch danach sucht) mit dem Bade auszukippen. Das Schmuddelkind des Idealismus. Verkennend, dass zum Streben es ein HIN geben muss. Also einen intrinsischen Druck, sich zur Wahrheit vorzuarbeiten (die nicht in gehabter, vermeintlicher Objektivität liegt! –> Eurozentrismus), notfalls durch Jahrzehnte des Selbstbetruges und die Schlämme der Verteidigungsgräben unhaltbarer Positionen robbend. Mithin, die Falschheit akzeptierend, die Allumfassend und System ist.
Demgegenüber ist das Narrativ oder passenderweise die a-aozialmediale „Story“ getreten. Ihr inhärent ist die eigne, betonte Subjektivität in der Absolutheit der unverbindlich atomisierten Subjektivitäten Aller auf der individuellen Ebene. Das heißt, gebildet durch die Darstellungsform, die Erschaffung einer Persona (=Maske), als Vorhalt, vor der tatsächlich vorkommenden Erscheinung (im Anwesen und Wirken). Im Zusammenhang mit der Befähigung der anonymen und anomischen Technik dieser Erschaffung, die demokratisiert wurde und dem menschlichen Hang zur Ästhetik, wird automatisch (nämlich eben z.T. automatisiert von intelligenter Software) geschönt. Statt dem Subjekt das Kollektiv, die Intersubjektivität, in der Gestaltung anbei zu geben, um wirkliche Authentizität, zumindest möglich zu machen, in der Aushandlung des konsistentesten Bildes, zwischen Beidem. Ohne dass so Eineindeutigkeit entstehen müsste.
Diese, durch das Medium und die Technik, ermöglichte Tendenz und der Mangel an Feedback bestärkt die ohnehin vorhandene Vereinzelung der Selbstdarstellenden. Die Vorhandenheit eines Selbst Darstellenden. So wird das Bild, vom Selbst, zur Werbung in der allgegenwärtigen Werbewelt und schließlich zur Propaganda. Teilweise militant verteidigt. Hier hebt sich die Wahrheit als Ideal selbst auf. Und alles Unken kann aufgefangen werden, mit dem zynischen Verweis auf den Idealitätscharakter, es habe ja nie „wirklich“ Wahrheit gegeben. Doch ohne Maß, an das des Glaubens Würdige wird alles Glauben absolute Willkür. Und der Kampf um das Glaubenmachen, an die eigene Willkür, wird umso nötiger, je geschönter das Bild ist, desto mehr an die Story geglaubt wird. Selbst diesem Akt, der Darstellung, wird nun noch mit größerem Zynismus begegnet, der sich als Ironie tarnt. Wenn aber alle Darstellung, alle Vorstellung ironisch ist, ohne ein ernstes Gegenüber, an dem es sich ironisiert, wird dies Ganze nur zur leeren Geste/Behauptung ohne Sinngehalt.
Genau das. Also Storytelling, im Sinne der Propagierung, ist in den Medien regulär geworden. Gab es die Trennung zwischen Werbung und Artikel, ist diese inzwischen so durchlässig geworden, wie es die EU-Außengrenze nach teutscher Meinung noch in 1000 Jahren nicht werden darf.
Während dies alles nicht neu ist, nur an Dynamik und Dramatik zugenommen hat, ist ein (un-)schöner Begriff geschaffen, um diese Form der Egomanie zu beschreiben. „Main Character Syndrom“ sei, grob gesagt, die Affirmation des Potentials, das Selbst als DIE Hauptfigur in der eigenen Geschichte aufzufassen, wie in einem Computerspiel oder Film. Also Hauptdarsteller, um den sich die andern Figuren drehen und ihm untergeordnet sind. Demgegenüber der NPC, der non-playabel-charakter, eine Computer-Spiel-Vokabel, in bestimmten Kreisen inzwischen als Beleidigung etabliert ist, für einen als gewöhnlich, generisch, erachteten Menschen (der behandelt werden kann wie eben NPCs in Computerspielen). Dem geht einher, dass der Realität begegnet wird, als sei diese für die Zwecke des Spiels (der Darstellung eines „Selbst“) programmiert. Die Welt also Zweck zum Mittel des Spielens, für genau eine Figur.
Weitergedacht. Unter den Begriff lassen sich im erweiterten Sinne auch das Selbstverständnis von einer eine übermäßigen Involviertheit in eigentlich nicht primär betreffende Zusammenhänge verstehen. Dem geht die Haltung einher, nicht nur aussagefähig zu allem und jedem zu sein, auch genannt das alte-weiße-männer-phänomen, sondern auch Anspruch darauf zu haben, dass diese Haltung/Meinung eben maßgeblich ist, wie auch die Rolle des Spielers im Spiel ist. Das führt zu merkwürdigen Erlebnissen, in der Realität für nicht Symptombetroffene. So ist der Drang zum guten alten, „ey!, halt einfach deine Fresse“, mehr und mehr Legion.
Schlüsse und Schüsse
Destroy the internet!
Platt gesagt. Die tatsächliche Welt ist sehr klein. Eine große Peergroup mit gepflegten Kontakten muss überschaubar sein, sonst franst sie an den Rändern der Pflege aus. Entsprechend mag es anratsam sein, dass mensch sich konzentriere, auf lebensweltlichen Kontakt, im Raum der tatsächlichen Ausdehnung (Existenz). Mind. aber die asozialen Medien als solche zu verstehen und die Propaganda daran als solche. Eine der Wahrheit abgekehrte Selbstdarstellung mag hierda sogar sinnvoll sein, das Spiel als Spiel ist auch nicht ohne Berechtigung, etwa aus den Ketten der Materialität der Normierung auszubrechen. Nur sollte eben eine Rückbindung bestehen bleiben, die als Anker dienen kann, aus dem vernebelnden An-Schein des Leuchtturmdaseins, der zu Leuchten, immer zu Leuchten(!), glüht, selbstentflammt.
Demokratie, als Praxis, ist Pöbelherrschaft, Idioten-Schwärme die sich was vom Schwarm-Intelligenz erzählen. Das Argens zu sein, der Agent für den sie sich auf der subjektiven Ebene halten, indizienlos, und nichts weniger sind. Machtlos. Ziellos. Wie Motten um sich selbst kreisend. Auf das nächste Artefakt abfahrend, dass die erschaffene Illusion nährt. Ob Lippenstift, ob Bartscherer, ob … doch halt.
Ward nicht gesagt, dass, um gehört zu werden, inzwischen eine gewisse Lautstärke, Schrille, Auffälligkeit nötig geworden sei, Wahrnehmung zu finden? Schon gar um Dynamik zu entfesseln die, dann doch mal etwas zu bewegen in der Lage wäre? Wie illusionär dies auch erscheinen mag.
Dazu im Nächsten Text mehr. Doch schon hier soviel. Im Sein allein lässt sich der Wiederspruch zum Hoffen nicht aufheben. Dadurch die Zerstörung des Internets leider, leider (!), nicht das Mittel der Wahl sein kann/wird.